Partnerschaft in Bolivien
mit dem Schulzentrum der Ortschaft Caiza „D“
+++ Neues aus Bolivien+++
Nach der Reise ist vor der Reise: Nachdem Familie Mauer mit ihrer Tochter Jule (13) im Oktober mit der Reisegruppe aus St. Petrus in Caiza D war und Jule dort auch eine Woche im Internat gelebt und die Schule besucht hat, wuchs in ihr der Wunsch, eine längere Zeit in Bolivien zu verbringen. Im Februar ging dieser Traum dann in Erfüllung: Sie ist das erste deutsche Mädchen im gesamten Departamento de Potosí, das dort zur Schule gehen wird. Von Februar bis Juli 2025 kehrt Jule für ein halbes Jahr in das Dorf auf über 3200m Höhe zurück, um das Leben und die Arbeit vor Ort noch besser kennenzulernen. Jule lebt nun seit Anfang Februar im Mädchen-Internat von Caiza D und besucht gemeinsam mit bolivianischen Kindern den Unterricht.
Anfang März hat Jule uns nun den ersten Bericht aus Caiza D geschickt. Hier ein kurzer Auszug daraus, der gesamte Bericht steht zum Herunterladen als PDF zur Verfügung.
Hallo Leute,
wow, es sind einfach schon 4 Wochen vergangen, seit ich in Caiza D bin.
Klar ist nicht alles toll, da es schon echt eine krasse Reise ist, aber ich fange einfach mal von vorne an: Die ersten Tage die ich hier war, hatte ich sehr doll Heimweh und wollte unbedingt wieder nach Hause … Nach ungefähr einer Woche wurde es besser, denn als ich merkte, warum ich hier bin und warum ich das unbedingt wollte, ging die Zeit so schnell rum, dass ich das “Vermissen“ schon fast vergaß.
Jetzt möchte ich euch etwas über meine Schule erzählen und ihr werdet es kaum glauben, wie es hier läuft:
Hier herrschen sehr militärische Verhältnisse. Disziplin und Respekt sind hier unabkömmlich. Es fiel mir schwer, mich daran zu gewöhnen.
Wenn die Schüler Hausaufgaben vergessen, oder ihr Material nicht mit zur Schule genommen haben, dürfen die Lehrern den Kindern, im wahrsten Sinne des Wortes, die Ohren lang ziehen. Es ist hier noch ähnlich, wie in der Schulzeit meiner Großeltern. Wenn die Kinder nicht gehorchen, dann dürfen die Lehrer auch handgreiflich werden. Das tut mir voll leid, aber hier ist es nun mal so. Vorteil ist, wenn der Lehrer sagt: “Ruhe!“ Dann ist es SOFORT mucksmäuschenstill in der Klasse. Das ist herrlich.
Ich weiß, es hört sich hart an, aber ich gehe hier tatsächlich am allerliebsten zur Schule. In der Schule sind alle Kinder (Jungen und Mädchen) zusammen. Alle sind sehr lieb und akzeptieren mich. Es gibt hier kein Mobbing oder Außenseiter. Jeder versteht sich wirklich mit JEDEM! Es ist eine echte Gemeinschaft, wo jeder den anderen akzeptiert und respektiert, egal, wie er ist. Und sie behandeln mich nicht anders als die anderen. Ich bin ein Teil von ihnen, und das fühlt sich unglaublich gut an.
Im Moment ist hier Karneval. Es wird hier tatsächlich so gefeiert, dass man sich mit Espuma (ein Sprühschaum) gegenseitig einsprüht und mit Wasserbomben bewirft.
Es ist hier so laut mit Trompeten und Pauken und so bunt, wie auch fröhlich.
Bis bald
Eure Jule
Schon seit vielen Jahren besteht eine enge Verbindung zwischen der Gemeinde St. Petrus in Buchholz und dem Schulzentrum der Ortschaft Caiza D. Dank der finanziellen Unterstützung durch das Projekt Wir Kinder von Caiza D wird sichergestellt, dass die Kinder im Internat jeden Tag drei gesunde und nahrhafte Mahlzeiten erhalten. Die Zahlungen gehen direkt, ohne Umwege über Organisationen oder andere Abzüge, nach Caiza D.
Wo liegt Caiza D?
Caiza D ist ein Ort mit etwa 2000 Einwohnern. Er liegt auf 3200 m Höhe im Südwesten von Bolivien. Die Region ist sehr arm, die Menschen arbeiten vor allem in der Landwirtschaft oder in den Minen. Im Jahr 1959 war der belgische Pater Mestrio Bruir in Bolivien und untersuchte die Möglichkeiten, in einer armen Region Boliviens den Kindern eine Schulbildung möglich zu machen. Der damalige Bischof von Potosi verwies ihn auf die Umgebung von Caiza „D“. Der Zusatz „D“ dient zum Unterscheiden zwischen 4 unterschiedlichen Orten mit dem Namen Caiza in Bolivien. Caiza „D“ ist der vierte und erhielt deshalb den Zusatz „D“.
Was für eine Schule wird unterstützt?
In Bolivien gibt es zwar eine Schulpflicht, allerdings sind in ländlichen Regionen die Schulen oft sehr schlecht ausgestattet und haben nur wenige, nicht gut ausgebildete Lehrkräfte. Viele Kinder gehen nur eine kurze Zeit zur Schule und haben kaum Chancen auf qualifizierte Arbeit nach der Schule.
Das Internat in Caiza D ermöglicht es Kindern aus armen Familien, eine sehr gute Schulbildung von der Grundschule bis zum Abitur zu erhalten. Neben den typischen Schulfächern gibt es hier auch Unterricht in praktischen Fächern wie z.B. der Arbeit mit Holz oder Textilien. Zudem gibt es Computerräume, in denen die höheren Jahrgänge Robotik-Unterricht erhalten. Die Lehrkräfte sind gut ausgebildet und engagiert. Auf die Frage hin, wie schwer das Zentralabitur in Bolivien sei, sagt ein Jugendlicher aus der Abschlussklasse: “Für uns ist es nahezu leicht, Abitur zu machen. Wir haben so guten Unterricht erhalten und wir können immer fragen, wenn wir etwas nicht verstehen. Auf meiner alten Schule war das nicht so, da hat die Lehrerin kaum eine Fragen beantworten können”. Eine andere Jugendliche ergänzt: “Hier in Caiza können wir uns aussuchen, welche Bücher wir lesen wollen und es gibt so viele Bücher hier. Das gibt es bei mir zuhause nicht.”
Das Schulgeld wird so niedrig wie möglich gehalten, damit möglichst viele Familien ihre Kinder in die Schule schicken können. Aktuell liegt es bei umgerechnet 15 Euro im Monat - ein Betrag, der für die Eltern, die in der Landwirtschaft oder den Minen von Potosí und Umgebung arbeiten, nicht leicht aufzubringen ist. Manche Eltern zahlen auch in Naturalien (z.B. Bohnen oder Fleisch). Durch unsere Unterstützung kann das Schulgeld weiterhin niedrig gehalten werden.
Die beiden Internate (für Mädchen und für Jungen ab ca. 10 Jahren) haben eine Kapazität für 250 Kinder und Jugendliche. Sie gehen gemeinsam mit etwa 250 externen Kindern und Jugendlichen zur Grundschule bzw. weiterführenden Schule.
Wie verbringen die Kinder und Jugendlichen ihre Freizeit?
Konzept der Schule ist es, dass quasi alles von den Kindern und Jugendlichen selbst erledigt wird - sie waschen ihre Wäsche, decken die Tische, räumen ab und waschen ihr Geschirr selber ab und reinigen ihre Zimmer. Außerdem helfen Kinder den beiden Köchinnen in der Küche und arbeiten gemeinsam mit dem Gärtner in den Gewächshäusern, in denen für die Schule Obst und Gemüse (z.B. Mangold, Zwiebeln, Paprika) angebaut wird. Neben dem umfangreichen Unterrichtsplan bleibt dadurch nicht viel Freizeit - diese wird vor allem für Sport genutzt (Ballsportarten wie Basketball oder Volleyball). Viele der Kinder spielen ein Instrument - die Schule in Caiza D ist in der Region bekannt dafür, bei musikalischen Wettbewerben zu gewinnen. Natürlich haben die meisten Kinder ein Handy.
10 Monate im Jahr verbringen sie im Internat, in den zwei Monaten Sommerferien (Mitte Dezember bis Mitte Februar) sind sie bei ihren Familien zuhause. Es wird allerdings Wert darauf gelegt, dass die Eltern ihre Kinder regelmäßig an Wochenenden besuchen, vor allem bei den jüngeren Kindern.
Wie kann ich mehr über das Projekt Wir Kinder von Caiza D erfahren?
“Partnerschaft bedeutet mehr als nur Geld”, so betont es der Leiter des Projektes vor Ort in Bolivien, Padre Julián, immer wieder. Über allem anderen steht, dass wir in unseren Herzen die Freundschaft und Geschwisterlichkeit mit den Menschen in Bolivien behalten, egal wie viele Kilometer uns trennen.
Und: Partnerschaft braucht Gesichter - daher war eine Gruppe von 16 Personen aus unserer Gemeinde im Oktober 2024 in Caiza D. Es wurde viel gesprochen und gelacht, gefeiert, gespielt, gebetet und gemeinsam Bäume gepflanzt. Alle Mitreisenden sind voller Eindrücke und Begeisterung zurückgekehrt. Wenden Sie sich gern an Frank Osburg, wenn Sie mehr erfahren möchten!
Wie kann ich für das Projekt spenden?
Bolivien ist zur Zeit von einer sehr hohen Inflation betroffen und die politische Lage ist instabil. Dadurch steigen die Preise vor allem für Lebensmittel stark an. Jeder Euro, den Sie spenden, wird gebraucht. Da dieses Projekt ehrenamtlich geführt wird, gehen alle Spenden zu 100 % nach Caiza D. Es gibt weder Verwaltungs- noch Werbekosten.
Spendenkonto:
Katholische Kirchengemeinde St. Petrus, Buchholz i.d.N
Betreff: Caiza D
Bank: DKM Münster
IBAN: DE12 4006 0265 0020 0070 01
Sie können sich gern den Flyer “Wir Kinder von Caiza D” herunterladen, der weitere Informationen enthält. Unten sind zwei Berichte von aktuellen Projekten aus Caiza D angefügt.